, André Hächler

Maibummel 2023 Männerriege Küttigen

«Häm mer Glück gha!»

 

Tauben gurren, als im Morgengrauen des 7. Mai Gestalten über den Bahnhofplatz laufen. Sie eilen zum konspirativen Treff in der Aarauer Stube. Diese füllt sich, genauso wie die Mägen der Männer mit koffein- und/oder milchserumhaltigen Getränken. Ein einig’ Volk von aufrechten Männerrieglern wollen sie heute sein. 27 Stück an der Zahl (einer hätte endlich einmal können, musste aber dann zu Hause gebückt die Backen zusammenkneifen). Sie alle sind aus ihren Heimetli vom stotzigen Küttiger Jurasüdfuss heruntergekommen, um sich nach Laupen zu begeben. Das Bundeshaus in Bern grüssen sie nicht, denn es liegt im Bahnhof nicht auf dem Weg von Gleis zwei zu Gleis zwölf. Hoffentlich braut sich deswegen nicht noch etwas zusammen.

Nach kurzem Fussmarsch der Sense entlang, eröffnete uns Maibummel-Reiseleiter Oliver Rothaupt, dass er noch mehr aufgegleist habe. Keine Nauen, keine Tellsplatte – dafür Schienenvelos. Nach kurzer Instruktion schwangen sich jeweils zwei Pedaleure auf die Sättel, während zwei andere sich in der Mitte gemütlich taten. Mit ohrenbetäubendem Rattern bewegten sich die Gefährte über die Geleise. Die jeweiligen Stop-Schilder bei Querungen wurden geflissentlich übersehen. Klar doch: Weder Landvögte noch Landjäger waren in Sicht. Nach knapp einer halben Stunde erreichte die Truppe das Ziel bei Gümmenen.

Dort durfte dann jeder endlich mit einer Armbrust schiessen. Die Bolzen irrten teilweise planlos umher. Überdurchschnittlich viele litten an Zielscheibenallergie. Einer meinte, sein Bolzen sei in den Wald geflogen und habe ein Eichhörnchen getroffen. Alles masslos übertrieben, denn bis heute fehlt der Schwanz am Aussenspielgel seiner Corvette. Irgendwie waren wir aber alle erleichtert, dass Obstbauern aus unserer Runde keine Äpfel gespendet hatten. Wir wären mit ein paar «Walterlis» weniger nach Hause zurückgekehrt. Einige hatten, Gott-sei-Dank, das Gerät gut im Griff. Ihr Haupt wurde zur Ehre mit Eichenlaub geschmückt.

Dann ging es endlich ans Essen. Der Grillmeister zählte auf, was es alles zu verspeisen gäbe. Rindfleisch, Poulet, diverse Würste, Rindfleisch und Schlossbeindeckeli. Schlossbeindeckeli? Grosses Schweigen. Sogar die Vögel hörten auf zu zwitschern. «So zäme gsetzti Fleischstückli vom Soili, ebe Gschnäpper!» Ach so, zwar keine Ahnung, aber alles klar und die Männer parlierten und die Vögel tirilierten.

Am späteren Nachmittag braute sich am Himmel etwas zusammen. Dunkle Wolkenstösse kamen rasant näher. Das lag aber nicht an den Österreichern, denn das Gebräu kam von Westen. Oliver empfahl daher, den Ausflug um eine Stunde abzukürzen. Nichts wie auf die Schienenvelos, um im Garacho nach Laupen zu brausen. Einer verlor darob seinen Rucksack. Aber man hatte sich eingeschworen und so fand das Objekt mit dem letzten Velo doch noch zu seinem Besitzer. Kein Kaffee-/Bierhalt in Laupen. Ab in den nächsten Zug. Zwei Stationen später – in Flamatt Dorf – klatschen die ersten Tropfen an die Fenster. Zwei weitere Stationen, in Thörishaus, schüttete es wie aus Kübeln. «Häm mer Glück gha!», erschallte es dutzendfach im Wagen und echote mehrfach von den Wänden – und das endlos bis nach Aarau. Dort huschten wieder alle – begleitet vom Gurren der Bahnhofsplatztauben – gesund und munter zurück in ihr Heimatli, zurück zu ihren «Hedwigs», zurück zu ihren «Walterlis».

André Hächler