, André Hächler

Männerriege Maibummel 2025

Wenn nicht der Weg, sondern das Ziel das Ziel ist.

 

Der erste Fehlschuss erfolgte auf Gleis 5. Als ein Regionalzug fünf Minuten vor der geplanten Abfahrt einfuhr, wollten wir einsteigen. Doch einer sperrte sich partout: «Ich habe das Billett erst für den 08.46 Uhr Zug gelöst.» Da versteht man nur noch Bahnhof.

Was hat das jetzt mit einer Wildsau zu tun? Eigentlich nichts, ausser dass diese auch einfach falsch dasteht. Beim Ausgang Winkelunterführung bei der Alten Brücke in Olten empfing uns eine Stadtführerin. Sie erzählte, wie der aus einem Findling erschaffene Eber eigentlich mit dem Hinterteil nach Solothurn platziert war. Das passte diesen nicht. Also drehte man die Wildsau um neunzig Grad. Jetzt zeigt ihr Gesäss nach Winznau. Dies gefiel wiederum dem Künstler nicht. Er fand diese Neuausrichtung seines Werks wortwörtlich eine Sauerei und blieb der Einweihungsfeier 1961 fern.

Auf dem Weg in die Altstadt passierten wir die schmucke aber nicht blumengeschmückte Holzbrücke. Der Grund: Sie diente als Transportbrücke und die werden bis heute nicht mit Geranien ver(un)ziert.

Wir erfuhren viel über das Leben damals (während wir auf dem ehemaligen Friedhof standen, der jetzt ein Begegnungsplatz ist), wie Olten zum Eisenbahnknotenpunkt der Schweiz wurde bis hin zur Stadtkatze Toulouse. Ein Volltreffer!

Bis dahin war alles in trockenen Tüchern resp. Kleidern. Auf der Aussichtsterrasse des Stadthauses fielen dann die ersten Tropfen. So richtig eingenässt wurden wir auf dem Weg vom Bahnhof zum Bogenschützenclub Olten. Wieder ein Fehlschuss.

Da passte es, dass es zunächst einen Apéro gab sowie eine theoretische Einführung ins traditionelle Bogenschiessen. Das bedeutet, instinktiv zu schiessen. Die Bögen weisen weder mechanische noch optische Hilfsmittel auf. Inzwischen hellte die Wolkendecke ebenfalls optisch auf. Also nahm die 15-köpfige Schar die Gelegenheit wahr, sich auf dem Gelände der Robin-Hood-Praxis zu widmen.

Zuerst wurden Zielscheiben malträtiert – sofern sie getroffen wurden. Manche trafen Schutzplachen oder gar der Befestigung dienende Steine. Wenn das die Lokführer des direkt daneben liegenden Gleises geahnt hätten...

Dann kamen die Tiere dran. Man merkt: Wir näherten uns langsam dem Mittagessen. Pfeil um Pfeil sirrte von der Sehne geschnellt Richtung Ziel. Viele flogen vorbei, einige blieben in den Kunststofftieren stecken. Bemerkenswert: Warum traf ein Pseudo-Walliser jedes Mal ausgerechnet den Wolf?

Richtiges Fleisch wurde doch noch händisch durchbohrt. Dazu dienten Spiesse, die auf dem Grill landeten. Nur so nebenbei: Gemüse und Salate waren auch noch dabei. Am Nachmittag erhöhten Mitglieder des Bogenschützenclubs Olten die Schwierigkeit. Im Wind baumelnde Ballons sollten zu «Huddle und Fätze» mutieren. Danach begann es wieder zu huddeln, das Wetter. Also verzichtete männiglich auf den Heimmarsch. Der Zug musste es richten (für einige wohl der absolute Volltreffer, da nicht das gewollte Tagesziel).

Dafür blieb umso mehr Zeit im Pennys zu Aarau. Hopfen soll anscheinend beim Trocknen der Kleidung helfen. Volltreffer oder Fehlschuss? Keine Ahnung. Aber mit diesem Ausflug hat Organisator Oliver Rothaupt einmal mehr voll ins Ziel getroffen.

André Hächler